«Die Weltraumforschung der Uni Bern ist Weltspitze»
Mitte August war die Abteilung für internationale Angelegenheiten und Mehrsprachigkeit der Parlamentsdienste an der Universität Bern zu Besuch. Die Delegation besichtigte verschiedene Instrumentenlabore und erhielt einen umfassenden Einblick in die Berner Weltraumforschung.
«Spätestens seit Buzz Aldrin 1969 als zweiter Mann aus der Mondlandefähre stieg und das Berner Sonnenwindsegel in den Boden des Mondes steckte, ist die Berner Weltraumforschung an der Weltspitze», sagte Rektor Christian Leumann während seines Grusswortes anlässlich des Besuchs der Abteilung für internationale Angelegenheiten und Mehrsprachigkeit der Parlamentsdienste, die von Botschafter Claudio Fischer geleitet wird.
Mit über dreissig (mit-)entwickelten Instrumenten sei die Universität Bern an zahlreichen Missionen der grossen Weltraumorganisationen wie ESA, NASA oder JAXA beteiligt und teile sich im Falle der CHEOPS-Mission gar die Missionsleitung mit der ESA, so Christian Leumann weiter. «Stolz sind wir etwa auch darauf, dass der Forschungsdirektor der NASA, Thomas Zurbuchen, Alumnus unserer Universität ist», sagte Leumann.
Enge Zusammenarbeit mit der Industrie
Der Direktor des Nationalen Forschungsschwerpunktes PlanetS, Nicolas Thomas, betonte in der Folge die Wichtigkeit der Kollaboration mit Partnern aus der hiesigen Industrie. «Oftmals konstruieren wir in unseren Werkstätten Prototypen, die wir in unseren Simulationsanlagen testen und dann der Industrie zur definitiven Produktion übergeben. Für gewisse Instrumente braucht es aber auch Infrastruktur, die wir an der Universität nicht zur Verfügung haben», so Thomas.
Insgesamt sei die Weltraumforschung an der Universität durch ihre Exzellenz in verschiedenen Bereichen einzigartig, erläuterte Thomas. «Neben dem Instrumentenbau sind wir auch in der Ausführung von Laborexperimenten sowie bei der Erstellung von Modellen und Simulationen zur Entstehung und Entwicklung von Himmelskörpern weltweit führend», so der Astrophysiker.
Von der Theorie zur Praxis
Nach der Einführung ging es ans Eingemachte: die Delegation konnte nun gruppenweise einige der erwähnten Instrumente aus nächster Nähe betrachten und Labore besuchen.
Die erste Station der Führung hielt unter anderem Bilder der CaSSIS-Kamera bereit, die unter der Leitung der Universität Bern gebaut wurde und die an Bord der Raumsonde ExoMars Trace Gas Orbiter seit 2016 hochaufgelöste, farbige Bilder der Marsoberfläche liefert.
In der Wandelhalle des ExWi-Gebäudes konnten die Besucherinnen und Besucher ein Modell des CHEOPS Teleskops begutachten. Projektmanager Christopher Broeg erklärte ihnen dabei dessen Funktionsweise und wie das Weltraumteleskop zur Charakterisierung von Planeten ausserhalb des Sonnensystems genutzt wird.
Tief unten in den Katakomben des Gebäudes erhielt die Delegation seltenen Zutritt zum Grosslabor. Darin werden in besonders leistungsstarken Vakuum- und Kühlkammern Umgebungsbedingungen des Weltraumes simuliert. «So können wir sicherstellen, dass die Instrumente, die wir hier konstruieren, den Bedingungen im Weltall standhalten können», erklärte Martin Rubin.
Im Grossraumlabor erklärt Dozent Martin Rubin wie Instrumente vor ihrem Betrieb im Weltall mithilfe von Vakuum- und Kühlkammern getestet werden. Bilder: Guido Schwarz |
Nicht nur die Betriebsumgebungen werden in den Laboren der Universität Bern simuliert, sondern auch die Bedingungen während des Raketenstartes. «Dabei können die Instrumente starken Vibrationen ausgesetzt sein, welche zu Brüchen und damit zu ihrer Zerstörung führen können», erklärte Timm Riesen. Deshalb würden Instrumente auf dem sogenannten «Shaker» auf Schwachstellen geprüft.
Zurück in der Wandelhalle bedankte sich Botschafter Claudio Fischer im Namen der Delegation für den «äusserst gelungenen und lehrreichen Nachmittag». Nicolas Thomas bedankte sich seinerseits für den Besuch der Delegation und überreichte Fischer ein Exemplar eines Sammelbandes von CaSSIS-Bildern.
Was die Weltraumforschung angehe, spiele die Schweiz in einer höheren Gewichtsklasse als in anderen Bereichen, so Thomas. «Ich hoffe, wir konnten Ihnen heute zeigen, dass die Universität Bern hierbei einen grossen Beitrag leistet.»
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