Schweizer Weltraumgemeinde feiert die Inbetriebnahme des James Webb Space Telescope
Das Konsortium der nordamerikanischen (NASA), europäischen (ESA) und kanadischen (CSA) Raumfahrtbehörden hat am Dienstag eine Reihe erster Bilder des James Webb Space Telescope (JWST) veröffentlicht. Am International Swiss Space Institute (ISSI) in Bern versammelten sich Schweizer Akteure aus Wissenschaft, Regierung und Industrie, um über ihre Beiträge und Projekte im Zusammenhang mit JWST zu informieren.
“Es gibt keinen leeren Weltraum für das James-Webb-Weltraumteleskop”, verkündete Antonella Nota, Webb-Projektwissenschaftlerin und ehemalige Leiterin des ESA-Büros am Space Telescope Science Institute an der Veranstaltung im Internationalen Schweizerischen Institut für Raumfahrt (ISSI) in Bern. “Das erste Testbild, das im Frühjahr veröffentlicht wurde, sollte einen einzigen Stern vor einem leeren Weltraumfeld einfangen”, erklärte die ESA-Astronomin. “Doch das Bild war mit Galaxien und Sternen im Hintergrund gespickt.”
Dieser erste Blick erwies sich als genau das: ein blosser Vorgeschmack auf die Fähigkeiten des modernsten Weltraumteleskops. Am Dienstag wurden von der NASA die ersten Farbbilder – sogenannte Early Release Observations – veröffentlicht. “Diese zeigen eine Reihe von besonders faszinierenden Objekten und Regionen des Universums, die nicht unbedingt von grossem wissenschaftlichem Wert sind, sondern vielmehr die unglaublichen Fähigkeiten des Teleskops demonstrieren”, so Nota.
Übergabe des Schlüssels
Zahlreiche Persönlichkeiten der nationalen Weltraumforschung, wie der Astronaut Claude Nicollier und der ehemalige Direktor des NFS PlanetS, Willy Benz, sowie Medienvertreterinnen versammelten sich in Bern zur Schweizer Pressekonferenz. Bevor sie sich der Live-Übertragung von der NASA anschlossen, stellten mehrere Forschende ihre JWST-Projekte vor – darunter Adrian Glauser, der den Schweizer Beitrag zur Instrumentenentwicklung leitete.
“Das Teleskop hat im Grunde nur die Aufgabe, Licht zu sammeln und zu bündeln”, sagte Glauser bei seiner Präsentation. Die meisten wissenschaftlichen Ergebnisse werden aus der Analyse dieses Lichts stammen, die durch vier Instrumente ermöglicht wird. Eines davon, das Mid Infrared Instrument (MIRI), wurde mit einem Schweizer Beitrag entwickelt, der seit 2007 von Adrian Glauser, Mitglied des NFS PlanetS an der ETH Zürich, geleitet wurde.
Der Beitrag besteht einerseits aus einer Kontaminationsschutzabdeckung, die MIRI während der Abkühlphase der Tests und nach dem Start vor äusserer Kontamination schützt, sowie aus Kryokabeln, welche die kryogenen Mechanismen, Kalibrierungsquellen und Temperatursensoren der kalten optischen Bank mit der wärmeren Elektronik verbinden.
MIRI ist das einzige Instrument, das die wenig erforschten Wellenlängenbereiche von 5 μm bis 28 μm abdeckt. Dazu muss es auf minus 266 Grad Celsius (7 Grad über dem absoluten Nullpunkt) heruntergekühlt werden, was es zum kältesten Teil des JWST macht.
“In den letzten Monaten haben wir das Instrument in Betrieb genommen, und ich freue mich, sagen zu können, dass alles perfekt funktioniert. Der Schlüssel geht nun von den Entwicklern des JWST und seiner Instrumente an die Forschenden über, die sie nutzen werden”, sagte Glauser.
Auf den Spuren der Bausteine des Lebens
An der Veranstaltung in Bern stellten mehrere Forschende vor, was sie mit diesem metaphorischen Schlüssel zu tun gedenken. Darunter auch die dem NFS PlanetS assoziierte Uni Bern Forscherin Beatrice Kulterer. Sie ist am so genannten Ice Age-Projekt beteiligt, das die wesentlichen molekularen Bestandteile des Lebens von ihrer Entstehung in dichten interstellaren Molekülwolken bis zu ihrer Einbindung in die planetaren Entstehungsgebiete um junge Sterne verfolgen will.
“Die Rosetta-Weltraumforschungsmission hat bereits gezeigt, dass organische Moleküle, wie die Aminosäure Glycin, auf Kometen existieren”, so Kulterer. “Unklar ist aber, inwieweit diese Moleküle in entstehende Planeten eingebunden werden. Mit dem James-Webb-Teleskop werden wir dies erstmals sehr detailliert untersuchen können.”
“Ich verfolge die Entwicklung von JWST seit meiner Zeit als Studentin. Ich freue mich sehr, endlich damit arbeiten zu können und hoffe einen Grossteil meiner Forschungskarriere damit zu verbringen”, so Kulterer abschliessend.
Weitere Informationen zum JWST Beitrag der ETH Zürich und ein Interview mit Adrian Glauser.
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