„Ich konnte es nicht glauben“
51 Peg b veränderte unser Weltbild – und das Leben seiner Entdecker Michel Mayor und Didier Queloz. „Ich dachte, mit meiner Software stimme etwas nicht, so unglaublich schien es“, erinnert sich Didier Queloz 20 Jahre später.
War es immer ein Ziel, einen Planeten zu entdecken?
Michel Mayor: Nein, ich erforschte mit CORAVEL (dem Vorläufer des Spektrometers ELODIE, mit dem 51Pegb entdeckt wurde) die Eigenschaften von Doppelsternen. Eines Tages bat mich David Latham, ein Doppelstern-Experte, die Existenz eines Objekts zu bestätigen, das 11 Jupitermassen hatte und seinen Stern in 84 Tagen umlief. Das gelang uns mit CORAVEL, und ich dachte, dass wir mit einem verbesserten Instrument Planeten finden sollten.
Didier Queloz: Als ich mit meiner Doktorarbeit begann, war es klar, dass wir ein Instrument entwickeln würden, das viel empfindlicher sein sollte als CORAVEL. Was uns die Suche nach Planeten ermöglicht hat, war die Entwicklung einer völlig neuen Methode: Wir konnten zum ersten Mal gleichzeitig das Spektrum einer Kalibrationslampe (Thorium) und dasjenige eines Sterns messen. Man erreichte damit bei der Messung von Radialgeschwindigkeiten eine Genauigkeit von 10 bis 15 Metern pro Sekunde, was damals ausserordentlich war.
Was ging in Ihnen vor beim Anblick der ersten Kurve?
Michel Mayor: Da war ein totaler Unglauben. Ich war damals in Hawaii und Didier schickte mir regelmässig Aktualisierungen, wie sich die Kurve entwickelte. Ich fragte Experten um mich herum, was sie davon hielten, niemand zeigte Interesse. Ein so grosser Planet so nahe bei seinem Stern war total unvorstellbar.
Didier Queloz: Ich konnte es nicht glauben. Ich dachte, mit meiner Software stimme etwas nicht. Ich versuchte, eine Umlaufbahn zu berechnen, aber bei meiner Unkenntnis bekam ich, was ich für ein verrücktes Resultat hielt. Der einzige der mir, einem kleinen Doktoranden, glaubte, war Michel Mayor.
Wann begannen Sie, daran zu glauben?
Michel Mayor: Ich bat Adam Burrows, mit seinen Modellen zu testen, ob ein solcher Planet stabil sein könnte. Er erklärte mir, dass dies bei einer Entfernung von bis zu 2 Prozent der Erde-Sonne-Distanz möglich sei. Die Distanz von 51 Peg b zu seinem Stern beträgt 5 Prozent. Da dachte ich, dass wir vielleicht auf dem richtigen Weg seien.
Didier Queloz: Wir waren schon im Frühling 1995 sicher, aber es war so wichtig, dass wir uns entschlossen, zu warten, bis der Stern im Juli wieder beobachtbar wurde. Ja, dann glaubten wir daran und entschieden uns, niemandem etwas zu sagen.
Gab es einen Wettlauf um den Planeten?
Michel Mayor: Überhaupt nicht. Wir begannen Ende 1994 Zweifel zu hegen, aber wir glaubten überhaupt nicht daran. Wir nahmen uns Zeit, sämtliche Möglichkeiten auszuschliessen, die unsere Messungen hätten erklären können. Dann warteten wir auf den Sommer 1995, in dem der Stern wieder sichtbar wurde, um unsere Beobachtungen zu bestätigen.
Didier Queloz: Und dann bekamen wir Angst, dass jemand sonst den Planeten finden könnte, weil es zu einfach schien. Deshalb hielten wir alles geheim bis zur offiziellen Ankündigung.
Hat sich Ihr Leben verändert?
Michel Mayor: Ja, wir wurden von den Journalisten komplett vereinnahmt. Zuerst dachten wir, dies würde sich schnell genug beruhigen. Überhaupt nicht, bei all den neuen Entdeckungen sind wir nach wie vor gefragt, und in diesem Jubiläumsjahr zeigt sich dies noch deutlicher.
Didier Queloz: Wir haben gelernt, mit den Medien umzugehen, was uns vorher unbekannt war. Mein Leben hat sich nicht stark verändert, ausser dass ich dank Michel gelernt habe, wie man forscht.
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