„Die Wissenschaft wird dank der Comic-Helden persönlicher“
Ulrike Kastrup, Leiterin focusTerra, spricht im Interview über die Ausstellung „Expedition Sonnensystem“ und darüber, weshalb sie Comics als Stilelement gewählt hat, um die Geschichten zu erzählen.
PlanetS: Frau Kastrup, Sie haben sich für die Ausstellung dazu entschieden, das Stilelement Comic zu wählen. Welches waren die Beweggründe dazu?
Ulrike Kasrup: Durch ihren Grundlagencharakter kann Wissenschaft sehr abstrakt und unverständlich sein. Comics bieten eine kreative Kombination von kraftvollen Bildern und guten Geschichten. Sie erlauben, Forschung lebendiger und zuweilen auch humorvoll zu präsentieren, wodurch die Zugänglichkeit für ein Thema gefördert wird und die Museumsgäste oder die Leserinnen und Leser unserer Comichefte – diese gibt es übrigens auf Deutsch und Englisch – stärker (ein)bindet. Wissenschaftscomics werden übrigens auch bereits in wissenschaftlichen Fachzeitschriften wie Nature verwendet.
In den Comics sind die Wissenschaftler die Helden. Wie verändert dies die Vermittlung der Informationen?
Sie wird persönlicher! Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ETH und der Universität Zürich kommunizieren direkt mit den Besuchenden, sie sprechen sie an und nehmen sie mit in ihre Forschungswelt – sei es in ihre Labors, mit auf die Feldarbeit, ins All, ins Büro. Sie entdecken gemeinsam, wie Forschung funktioniert.
Welches ist die wichtigste Botschaft, die Sie mit der Ausstellung vermitteln wollen?
Die Sonderausstellung zeigt, was möglich ist, wenn man Visionen hat und nach den Sternen greift: Sie können wahr werden! Denn vieles, was vor einigen Jahren noch Science-Fiction war, ist heute Realität. Mit der Ausstellung möchten wir alle, aber speziell Schülerinnen und Schüler aller Bildungsschichten erreichen und dazu anzuregen, Neues zu denken, Dingen auf den Grund zu gehen und Ideen zu verwirklichen – auch wenn sie erst einmal weit weg erscheinen. Dazu bieten wir Kindern und Jugendlichen mit spannenden Forschungsgeschichten, Experimenten, Exponaten, Animationen und Workshops eine inspirierende Grundlage und Anreize für Schule und Freizeit, Studium und Beruf.
Jede Ausstellungsmacherin hat einen Lieblingsort in der Ausstellung. Welcher ist Ihrer und weshalb?
Alle Bereiche wachsen einem ein wenig ans Herz, da man sich mit ihnen über so viele Jahre intensiv auseinandergesetzt hat. Und wir entwickeln sie ja, weil wir sie spannend finden. Mir gefallen die Zeichnungen unserer Illustratorin Astrid Nippoldt ausserordentlich. Sie hat die Forschenden wirklich brillant getroffen und die Geschichten wunderschön umgesetzt. Aber ich spiele auch gerne an unseren zahlreichen Experimenten sowie dem Augmented Reality App, das vom ETH Game Technology Center entwickelt worden ist. Mit ihm kann man in der Ausstellung auf Schnitzeljagd gehen und anschliessend ein Foto mit einem Marsmännchen machen, das es aber nur in der virtuellen Welt gibt. Das ist schon spacig.
Für wen ist die Ausstellung geeignet?
Unsere Ausstellungen sind für alle, von klein bis gross, von jung bis alt, für Laien und Fachkräfte. Jeder kann etwas finden und die Tiefe der Auseinandersetzung bestimmt jeder selber. Die spielerische Art der Comics ist jedoch auch speziell geeignet, Kinder und Jugendliche anzusprechen und Berührungsängste mit der Forschung abzubauen.