«Grundlagenforschung ist unglaublich wichtig»
Als Wissenschaftsdirektor der NASA kündigte Thomas Zurbuchen die Entdeckung von sieben erdgrossen Planeten beim nahen Stern TRAPPIST-1 in einer Medienkonferenz an, die Ende Februar als Liveübetragung weltweit beachtet wurde. Einen Monat zuvor hatte der in der Schweiz geborene Physiker die Universität Bern besucht, an der er studiert und seinen Doktortitel erhalten hatte. «Ich habe es genossen, alte Freunde wiederzusehen und neue zu treffen. Es ist immer schön, in die akademische Heimat zurückzukehren», fasste er zusammen.
«Grossartiges Publikum, sogar der Gemeindepräsident meines Bergdorfes war da», twitterte Thomas Zurbuchen nach seinem Vortrag an der Universität Bern. Heiligenschwendi, ein Dorf auf 1100 m.ü.M. in der Nähe von Thun im Kanton Bern, heisst der Ort, an dem der Wissenschaftsdirektor der NASA aufgewachsen ist. Er war der erste in seiner Familie, der ein Studium in Angriff nahm. Dass ein Kind aus einem Bergdorf mit Interesse an Wissenschaft in Physik doktorieren und eine so erfolgreiche Karriere machen konnte, schreibt der höchste NASA-Wissenschaftler dem guten Schulsystem zu. «Darauf sollte die Schweiz stolz sein», sagt er: «Und auch die Universität Bern hat mir viel gegeben.» Er lobt die lehrreichen Vorlesungen, schätzte aber zudem, dass er an Sommerschulen anderswohin geschickt wurde und bereits als Diplomand über ein Budget von 50’000 Franken für Messinstrumente verfügen konnte.
Heute verfügt der 49 Jahre alte Wissenschaftsdirektor über ein Jahresbudget von fünf Milliarden Dollar und verteilt Forschungsgelder an 10’000 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Das Leben auf der Erde schützen und verbessern, anderswo nach Leben suchen und unser Wissen erweitern: Dies sind die wissenschaftlichen Schlüsselthemen der amerikanischen Raumfahrtbehörde. Sie reichen von der Wettervorhersage über die Hilfe bei der Bewältigung von Waldbränden bis zur Bestätigung von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. «Grundlagenforschung ist unglaublich wichtig», sagte Zurbuchen und betonte, dass er diese Botschaft nicht nur an eine akademisches Publikum, sondern auch an Politiker richte. Zu den wissenschaftlichen Themen mit höchster Priorität zählt für ihn die Frage «sind wir allein?». Er ist überzeugt, dass mit der Entdeckung des TRAPPIST-1-Systems ein bedeutender Schritt zur Beantwortung dieser Frage gemacht wurde. «Die Entdeckung gibt uns einen Hinweis, dass es nicht darum geht, ob wir eine zweite Erde finden werden, sondern wann», sagte er an der Pressekonferenz in der NASA-Zentrale in Washington.
Bestnoten für Berner Labor
In Bern genoss es Thomas Zurbuchen, alte Freunde wieder zu sehen und neue zu treffen. «Ich habe Claude Nicollier kennengelernt, einen echten Schweizer Raumfahrtpionier», sagte er: «Und ich habe auch meine früheren Kollegen und Freunde getroffen, mit denen ich vor über zwanzig Jahren jeden Tag Kaffee getrunken habe.» Bei einem Besuch des MEFISTO-Labors an der Universität, stiess er sogar auf ein Instrument, das er gut kannte, weil er an dessen Entwicklung, die sich über Jahre erstreckte, selbst beteiligt war. Der Physiker sah zu, wie das Instrument in der Messkammer geeicht wurde. Es wird dereinst an Bord eines europäischen Satelliten, dem SolarOrbiter der ESA, die schweren, geladenen Teilchen im Sonnenwind untersuchen. Das Labor an der Universität Bern sei auf dem Gebiet dieser Kalibration das weltweit beste, erklärte Zurbuchen. Denn Fachleute sorgen für den ständigen, sorgfältigen Unterhalt der Infrastruktur. «Das sind Ingenieure, die wissen wie’s geht», meinte der NASA-Wissenschaftschef anerkennend: «Vom Beginn des Raumfahrtzeitalters an hat die Schweiz eine wesentliche Rolle in der Raumforschung gespielt. Die ausgezeichneten Resultate von Rosina an Bord von ESAs Rosetta-Mission sind der jüngste Teil davon.»
Podcasts der Vortrags von Thomas Zurbuchen an der Universität Bern
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