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Der Himmel ist voller Monde

Am 5. September 2016 meldete das „Minor Planet Center“, dass ein kleiner Mond den Asteroiden (6016) 1991 PA11 umläuft. Dieser neuentdeckte Begleiter ist nur eines von vielen solchen Objekten.

Von Adrien Coffinet

Dass der Mond um die Erde kreist, weiss man schon lange. Man musste aber bis zum Jahr 1610 warten, bis bei einem anderen Planeten Satelliten entdeckt wurden. Damals gelang es Galileo Galilei die vier grössten Begleiter von Jupiter zu beobachten: Callisto, Europa, Ganymed und Io. Darauf entdeckten andere Forscher noch bedeutend mehr Planeten-Begleiter: Als erster fand Huygens 1655 Saturns Satellit Titan. Am Ende des 18. Jahrhunderts kannte man 14 solche Monde. 1975 war diese Zahl auf 35 angewachsen: 1 bei der Erde, 2 bei Mars, 14 bei Jupiter, 11 bei Saturn, 5 bei Uranus und 2 bei Neptun. Damals wusste man nur von grösseren Planeten, dass sie von Satelliten umkreist werden.

Asteroid Ida mit dem Mond Dactyl. Der kleine Punkt (rechts) hat einen Durchmesser von 1,4 km. (Bild NASA)

Asteroid Ida mit dem Mond Dactyl. Der kleine Punkt (rechts) hat einen Durchmesser von 1,4 km. (Bild NASA)

Die Situation begann sich zu entwickeln, als 1978 Plutos grosser Begleiter Charon entdeckt wurde. Damals galt Pluto natürlich immer noch als Planet, aber die Entdeckung von Charon war in der Tat ein grosser Schritt in Richtung Herabstufung von Pluto. So erlaubte die Beobachtung der relativen Bewegungen von Pluto und Charon die Bestimmung der Masse von Pluto: Sie beträgt nur 1/500 der Erdmasse, oder 25 Mal weniger als die Masse von Merkur und 6 Mal weniger als diejenige unseres Mondes. Rückblickend war Charon der erste Satellit, den man bei einem Objekt entdeckt hatte, das heute als Kleinplanet bezeichnet wird (1). Pluto ist gross genug, um rund zu sein und gilt deshalb heute als Zwergplanet (2). Man fragte sich: Haben nur diese runden Objekte – also Planeten und Zwergplaneten – Begleiter, oder gibt es auch bei kleineren Objekten – zum Beispiel kartoffelförmigen Asteroiden – Satelliten?

Die Antwort lieferte 1993 Galileo. Als die Raumsonde Ida beobachtete, fotografierte sie ein kleines Objekt neben dem Asteroiden. Dieser Himmelskörper, der den Namen Dactyl erhielt, war der erste offiziell anerkannte Satellit eines Kleinplaneten. Obwohl man die Existenz solcher Objekte schon lange vorausgesagt hatte, war dies nun der Beweis! Seither sind mehr als 20 Jahre vergangen. Am 9. September 2016 wurden neben den mehr als 170 bekannten Planetensatelliten (3) 301 Satelliten verzeichnet, die um 285 Kleinplaneten kreisen, einschliesslich einiger Kleinplaneten mit mehr als einem Satelliten. Rekordhalter ist dabei Pluto mit 5 Begleitern. Neben den vier Riesenplaneten (Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun) wurden zudem seit 2013 bei zwei Zentauren (Kleinplaneten zwischen Jupiter und Neptun) namens Chariklo und Chiron Ringe entdeckt! Jedes Jahr werden neue Monde entdeckt, welche die Liste verlängern: So meldete das „Minor Planet Center“ 2015 die Entdeckung und Bestätigung von 14 Monden um Kleinplaneten.

Liste der Asteroiden mit Satelliten: Asteroids with Satellites

1) Ein „Kleinplanet“ ist ein Objekt, das kleiner als die Planeten ist mit Ausnahme der Kometen, welche eine eigene Kategorie bilden (obwohl manche Objekte in beiden Kategorien aufgeführt werden). Diese Kategorie enthält mehr als 700’000 Objekte und umfasst die Asteroiden (mehrheitlich näher zur Sonne als Jupiter), die Kentauren (zwischen Jupiter und Neptun) und viele transneptunische Objekte, die weiter entfernt sind als Neptun. Diese Kategorie ist nicht zu verwechseln mit den „Zwergplaneten“.
2) Ein „Zwergplanet“ ist ein Objekt, das die Sonne umkreist und gross genug ist, um im hydrostatischen Gleichgewicht (annähernd kugelförmig) zu sein, das aber seine Umlaufbahn nicht bereinigt hat. Diese letzte Eigenschaft unterscheidet die „Zwergplaneten“ von den „Planeten“. Zurzeit (September 2016) werden offiziell 5 Objekte als Zwergplaneten klassifiziert: Ceres, Pluto, Haumea, Makemake und Eris.
3) 1 bei der Erde, 2 bei Mars, 67 bei Jupiter, 62 bei Saturn (+ mindestens 150 „Moonlets“ oder Minimonde), 27 bei Uranus und 14 bei Neptun.

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