Bestnoten für PlanetS
Einmal pro Jahr begutachten anerkannte Fachleute die wissenschaftliche Qualität und den Fortschritt jedes Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS). Nach einer zweitägigen Prüfung Ende Mai im Genfer Observatorium zeigte sich das Expertengremium höchst beeindruckt von den Unternehmungen des NFS PlanetS.
Der jährliche Besuch vor Ort des internationalen Begleitkomitees ist ein spezielles Examen für die am Forschungsschwerpunkt beteiligten Professoren, Postdocs und Doktorierenden. Man spürt die Spannung schon Tage zuvor, wenn alle noch an ihren Vorträgen oder Posters arbeiten und zum voraus herausfinden möchten, welche Fragen die Experten stellen könnten. Das Begleitkomitee, das vom Schweizerischen Nationafonds (SNF) bestimmt wird, besteht aus hoch angesehenen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. „Wir suchen weltweit nach Experten, die nicht an den Projekten des NFS beteiligt sind, und nicht mit NFS-Forschenden zusammenarbeiten“, sagt Thomas Griessen vom Schweizerischen Nationalfonds.
In Forschungsgebieten mit grossen internationalen Kollaborationen wie der beobachtenden Astronomie (oder der Teilchenphysik) kann es zwar schwierig sein, unabhängige Experten zu finden, doch die angefragten Fachleute zeigen sich normalerweise erfreut und nehmen die Aufgabe gerne wahr. „Es ist für sie eine gute Gelegenheit, andere Projekte kennenzulernen und mit den Kollegen und Kolleginnen im Gremium zu diskutieren“, sagt Thomas Griessen. „Ich betrachte es als Dienst an der Forschungsgemeinschaft, und es ist wirklich aufregend zu sehen, welch hochstehende Forschung betrieben wird“, sagt Larry Nittler, Mitglied des PlanetS-Begleitkomitees und Professor an der Carnegie Institution in Washington. Wie die meisten seiner Kollegen flog er nur für den Besuch am Genfer Observatorium in die Schweiz und kehrte unmittelbar danach wieder zurück, „ so dass mich der Jetlag nicht einholen kann“, erklärt er.
„Ich war überrascht, dass die Begutachtung jedes Jahr stattfindet“, sagt Komitee-Mitglied Ewine van Dishoek, Professorin am Leiden-Observatorium an der Leiden-Universität. „In den Niederlanden haben wir etwas Ähnliches genannt NOVA, eine Zusammenarbeit zwischen den astronomischen Instituten von vier Universitäten, doch wir müssen nur alle drei bis vier Jahre Berichte schreiben.“ Thomas Griessen erklärt die Schweizer Methode: „Weil der Aufbau eines neuen Forschungsschwerpunkts beträchtliche Ausgaben erfordert, will der SNF sicher sein, dass Probleme frühzeitig erkannt und gelöst werden, bevor ein Schwerpunkt zu scheitern droht.“
Inspirierender Fortschritt
Von Scheitern war bei der zweiten jährlichen Begutachtung keine Rede – im Gegenteil. „Es macht grossen Spass, zu sehen, wie gut es läuft“, sagt Debra Fischer, Professorin an der Yale Universität in New Haven, USA. Während der schriftliche Bericht des Gremiums erst Mitte Juli erwartet wird, stellte Debra Fischer die vorläufigen Schlussfolgerungen am Ende des Besuchs vor: „Ich denke, dass der NFS PlanetS eine extrem einflussreiche Institution ist, welche international neue Impulse gibt.“
Bei der ersten Begutachtung im vergangenen Jahr hatten die verschiedenen Forschungsprojekte ihre Arbeit gerade erst aufgenommen. Dieses Jahr konnten sie eine Reihe von Aktivitäten vorstellen, die in Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen in Bern, Genf und Zürich durchgeführt werden. So analysieren in einem von sieben PlanetS-Projekten Maria Schönbächler und ihr Team Meteoriten. „Die Kosmochemie liefert die „Bodenwahrheit“ für die Modelle zur Planetenentstehung und ist darum wichtig, um Exoplaneten zu verstehen“, erklärt die ETH-Professorin. Deshalb baute sie eine starke Verbindung zu zwei anderen PlanetS-Projekten in Bern und Zürich auf.
Aber auch das laut Expertengruppe „magische“ DACE, kurz für „Data and Analysis Centre for Exoplanets“, am Genfer Observatorium verbindet viele der verschiedenen Forschungsanstrengungen und wendet sich nun auch an Aussenstehende. „Etliche Mittelschüler haben DACE während kurzen Praktika oder im Unterricht schon benutzt, um damit in unseren astronomischen Daten Exoplaneten zu entdecken“, sagt DACE-Projektwissenschaftler Damien Ségrasan. Unter den vielen Highlights, die dem Komitee präsentiert wurden, befand sich CaSSIS, kurz für „Colour and Stereo Surface Imaging System“, ein Kamerasystem auf dem Weg zum Mars an Bord der ESA-Sonde „Trace Gas Orbiter“. „Dies wird die beste Stereokamera in einer Marsumlaufbahn sein“, sagt stolz Nicolas Thomas, Professor an der Universität Bern.
„Sie haben inspirierenden Fortschritt erzielt“, zog Debra Fischer Bilanz. Das Komitee war zudem erfreut, dass seine letztjährigen Empfehlungen befolgt wurden. Um Frauen in der Wissenschaft weiter zu fördern, stellt die akademische Plattform von PlanetS einen Gleichstellungsbeitrag zur Verfügung, der bis zu 50% des Lohnes von neu angestellten weiblichen Doktorierenden oder Postdocs deckt. Und die Plattform für Öffentlichkeitsarbeit lancierte eine Facebook-Seite, um ihre Social-Media-Aktivitäten zu stärken. „Der NFS PlanetS ist ein Vorbild, wie man Wissenschaft betreiben kann, indem Forschung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit kombiniert wird“, sagt Debra Fischer.
Es war offensichtlich, dass die NFS-Vorstandsmitglieder über die guten Noten des internationalen Expertenkomitees sehr erfreut waren. „Ihre Kommentare sind sehr wichtig“, sagte Stéphane Udry, Co-Direktor von PlanetS: „Wir brauchen einen umfassenden Blick, der über die rein wissenschaftlichen Aspekte hinausreicht. Es ist entscheidend für uns, den SNF und unsere unterstützenden Heiminstitutionen, dass wir dieses Feedback zu den wissenschaftlichen und organisatorischen Prioritäten erhalten, um uns bei der Gestaltung der langfristigen Entwicklung unsere Initiative zu unterstützen.“ (bva)
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