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«Meine Arbeit ist jetzt komplett anders»

Annette Jäckel arbeitete 15 Jahre lang für die Kometenmission Rosetta. Nun unterstützt sie als «Grants Advisor» an der Universität Bern Forschende aus den Bereichen Physik, Astronomie und Geologie bei der Einwerbung von kompetitiven Drittmittelgeldern. «Diese Dienstleistung macht mir Spass, ich war schon immer kundenorientiert», sagt sie.

Dr. Annette Jäckel, Grants Advisor an der Universität Bern. (Bild Uni Bern)

Die Laufbahn-Sorgen junger Forschenden kennt Annette Jäckel bestens aus eigener Erfahrung. «Am Anfang ist es zwar lustig, wenn man ständig den Arbeitsort wechselt und neue Leute kennenlernt, aber irgendwann möchte man auch seinen Freundeskreis behalten und einen unbefristeten Job haben», sagt sie: «Je älter man wird, umso mehr stresst die Ungewissheit.»

Annette Jäckel studierte in Deutschland in Marburg Geologie, doktorierte in Münster in Planetologie und arbeitete danach als «ESA Internal Research Fellow» bei der ESTEC in den Niederlanden für die Kometenmission Rosetta, als sie die Berner Professoren Kathrin Altwegg und Hans Balsiger kennenlernte. Als Postdoc stiess sie im Oktober 2000 zum Team der beiden, das an der Universität Bern für Rosetta das ROSINA-Instrument entwickelte. Im Labor führte sie unzählige Tests an verschiedenen Modellen des Massenspektrometers RTOF durch und schrieb später die Messsequenzen für das Instrument im All.

Mit dem ursprünglich für 2015 geplanten Ende von Rosetta lief auch Annette Jäckels Vertrag aus; sie musste sich eine neue Stelle suchen. «Das war eine schwierige Zeit», erinnert sich die Wissenschaftlerin, die 15 Jahre lang an der Kometenmission beteiligt war und deren Daten gerne weiter ausgewertet hätte. «Ich habe mich verkrochen, was in meiner Situation völlig falsch war. Man sollte unbedingt aktiv bleiben.» Ab Juni 2016 konnte sie eine Mutterschaftsvertretung als «Instrument Manager» von CHEOPS übernehmen, doch diese Stelle war befristet. Nun kam ihr bei der Jobsuche zugute, dass sie sich schon früher weitergebildet und ein Netzwerk an der Uni aufgebaut hatte. «Auch zu Leuten aus anderen Instituten habe ich den Kontakt gepflegt», sagt sie. Als im «Grants Office» eine Stelle für einen Teil der Naturwissenschaften (Physik, Astronomie und Geologie) frei wurde, erfuhr sie davon und erhielt den Posten.

Weiterbildung zahlt sich aus

Schon während ihrer Arbeit für ROSINA hatte sie CAS-Kurse (Certificate of Advanced Studies) in E-Learning und Wissensmanagement besucht. Besonders zu begeistern, vermochte sie jedoch erst der Lehrgang Forschungsmanagement. Sie schloss den Kurs, der sich über 13 Monate erstreckte, mit Zertifikat ab. Die Kurse fanden teilweise samstags statt, für mehrtägige Module unter der Woche wurde die wissenschaftliche Mitarbeiterin von ihrer Chefin Kathrin Altwegg freigestellt. «Ich habe aber alles selbst finanziert», beschreibt Annette Jäckel ihren Aufwand, der sich auszahlte, da er sie gegenüber anderen Stellenbewerbern hervorhob. Deshalb rät sie den Forschenden: «Wenn man von der Uni weg möchte oder muss und nicht mehr jung genug ist für eine Position in der Industrie, dann sollte man spätestens während des zweiten Postdocs eine CAS-Weiterbildung absolvieren.»

Seit 2018 unterstützt Annette Jäckel als «Grants Advisor» Forschende bei der Einwerbung von kompetitiven Drittmittelgeldern. «Meine Arbeit ist jetzt komplett anders», sagt sie: «Eigentlich bin ich jetzt ziemlich fremdbestimmt, da wir Dienstleister sind. Doch was sich negativ anhört, macht mir Spass, ich war schon immer kundenorientiert.» Die Europäische Kommission schliesst die Verträge nicht mit den einzelnen Forschenden, sondern mit der Universität Bern ab. Das «Grants Office» organisiert das Administrative, gibt aber auch hilfreiche Tipps zum Verfassen eines Gesuchs. «Ein Antrag ist ja keine wissenschaftliche Publikation, sondern soll den Evaluator ansprechen und gut verständlich sein», sagt die Expertin.

Wird ein Antragsteller in einem zweiten Schritt zu einem Gespräch nach Brüssel eingeladen, so organisiert das «Grants Office» ein Interviewtraining, das von einer externen Firma durchgeführt ist und höchst professionell ist. «Das rentiert», erklärt Annette Jäckel: «Denn wenn hinterher 1,5 Millionen Euro für 5 Jahre zugesprochen werden, kann man gut 500 bis 1000 Franken pro Kandidaten für das Training ausgeben.» Während der Laufzeit eines Projekts hilft das «Grant Office» zudem bei den Reports und es leitet auch das Audit zum Abschluss ein.

Obwohl sich Annette Jäckel noch immer für die Forschung interessiert, sagt sie bestimmt: «Ich gehe nicht wieder zurück.» Der neue Job sei für sie optimal, sie sei immer noch an der Uni Bern und mit den gleichen Leuten zusammen, die sie sehr schätze. «Zudem haben wir geregelte Öffnungszeiten und ich muss am Wochenende keine Emails mehr schreiben», meint sie lachend. Und sie freut sich über viel Feedback von den Forschenden, das in den meisten Fällen positiv ist. Während sie für ROSINA arbeitete, erhielt sie keine Rückmeldung durch das Instrument. «Jetzt gehe ich abends nach Hause und weiss, ich konnte wichtige Fragen der Forschenden für ihr Drittmittelgesuch beantworten», sagt Annette Jäckel.

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